Unterschiedliche Formen der Depression
,Depression zählt zu den häufigsten, aber oft unterschätzten psychischen Erkrankungen.
Jährlich erkranken rund 8,2 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland – etwa 5,3 Millionen Menschen – an einer unipolaren oder anhaltenden depressiven Störung (Jacobi et al., 2016). Kinder, Jugendliche und Menschen über 79 Jahre wurden in dieser Zahl nicht berücksichtigt, obwohl auch sie betroffen sein können.
Im Laufe des Lebens erlebt etwa jede fünfte bis sechste erwachsene Person mindestens einmal eine Depression (z. B. Jacobi et al., 2004).
Frauen erhalten doppelt so häufig eine Depressionsdiagnose wie Männer.
Symptome zeigen sich bei beiden Geschlechtern ähnlich, wobei Frauen häufiger mehr Symptome berichten, sich stärker belastet fühlen und mehr weinen. Männer leiden dagegen etwas öfter unter Schlafstörungen und reagieren mit Gereiztheit.
Die vermuteten Ursachen unterscheiden sich ebenfalls: Frauen nennen häufiger familiäre oder gesundheitliche Belastungen, Männer eher berufliche. In den meisten Fällen ist jedoch eine Kombination verschiedener Faktoren ausschlaggebend.
*vollständige Quellen:
Jacobi et al. (2004). Prevalence, co-morbidity and correlates of mental disorders in the general population: results from the German Health Interview and Examination Survey (GHS) Psychological Medicine, 34, 597–611.
Jacobi et al. (2016). Erratum zu: Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul „Psychische Gesundheit“ (DEGS1-MH). Nervenarzt, 87,88–90.
Heutiges Thema: Hochfunktionale Depression oder auch Atypische Depression
Typische Symptome einer Hochfunktionalen Depression
Die Beschwerden ähneln denen einer klassischen Depression, bleiben jedoch oft unbemerkt, da Betroffene im Alltag weiter funktionieren – beruflich leistungsfähig, sozial eingebunden und äußerlich stabil.
Innerlich leiden sie jedoch unter:
- tiefer Traurigkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit
- starker seelischer und körperlicher Erschöpfung, oft mit großem Schlafbedürfnis (Hypersomnie)
- dem Druck, immer funktionieren zu müssen, was zu Überforderung und Burnout führen kann
- anhaltendem Grübeln, besonders abends – oft verbunden mit Schlafproblemen
- möglichem Tablettenkonsum zur Leistungssteigerung
Weitere häufige Anzeichen:
- innere Leere, Freudlosigkeit (Anhedonie)
- Reizbarkeit, Energiemangel, Konzentrationsstörungen
- Entscheidungsschwierigkeiten
- Essveränderungen mit Heißhunger und Gewichtszunahme
- Rückzug von Hobbys, geringere Begeisterungsfähigkeit
- Erschöpfung nach sozialen Kontakten
- erhöhte Empfindlichkeit bei Zurückweisung
- nachlassendes sexuelles Interesse
Körperliche Beschwerden (bei atypischer Depression):
- allgemeines Krankheitsgefühl, Infektanfälligkeit
- Atemnot, Brustschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Schwindel
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Schweregefühl, Taubheit in Gliedmaßen
- Muskel- und Gliederschmerzen
Was kann eine hochfunktionale Depression auslösen?
Die Auslöser ähneln denen anderer depressiver Erkrankungen. Meist wirken mehrere Faktoren zusammen – körperlich, psychisch und sozial. Häufige Ursachen sind:
- Dauerstress im Job, in der Schule oder Familie
- finanzielle Sorgen
- traumatische Erlebnisse oder belastende Kindheit
- genetische Veranlagung
- Ungleichgewicht im Hirnstoffwechsel
- körperliche Erkrankungen oder chronische Schmerzen
- Konflikte im sozialen oder beruflichen Umfeld
- Suchtprobleme
- ständige Angst oder Bedrohung im Alltag
Was hilft bei hochfunktionaler Depression?
Eine Kombination aus Psychotherapie, Medikamenten und Veränderungen im Alltag kann wirksam sein.
🔹 Erster Schritt:
Ein Gespräch mit einer Ärztin oder einem Therapeuten hilft, die Beschwerden einzuordnen und gezielt Unterstützung zu finden.
🔹 Psychotherapie:
Oft ist sie zentraler Bestandteil der Behandlung – individuell abgestimmt auf Ihre Lebensgeschichte. Mögliche Methoden: z. B. Kognitive Verhaltenstherapie, ambulant oder stationär, ergänzt durch Bewegung oder kreative Therapien.
🔹 Medikamente:
Falls notwendig, kann eine medikamentöse Behandlung empfohlen werden – mit umfassender Aufklärung zu Wirkung und Risiken.
🔹 Lebensstil anpassen:
- feste Schlaf- und Essenszeiten
- gesunde Ernährung
- regelmäßige Bewegung
- Pausen & Erholung
- bewusster Umgang mit Alkohol & Co.
- soziale Kontakte und Unterstützung
Quellen:
- Online-Informationen des Pschyrembel: Depression:https://www.pschyrembel.de/Depression/K05PP(Abruf: 10/2022)
- https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/depression-das-sind-die-symptome-und-warnzeichen/
- Online-Informationen der Penn Medicine Princeton Health: Encouraging Broader Care for Those with High-Functioning Depression: https://www.princetonhcs.org/care-services/princeton-house-behavioral-health/news-events/newsletters/fall-2022/encouraging-broader-care-for-those-with-high-functioning-depression(Abruf: 10/2022)
- https://www.oberbergkliniken.de/krankheitsbilder/hochfunktionale-depression